Die Bahnhofstraße wurde gegen Morgen etwas laut, aber nach Schließen des Fensters konnten wir weiter schlafen. Das Frühstücksbuffet im Hotel Waltraud war gut bestückt mit allem, was das Herz begehrt. Wir ließen uns Zeit und waren schließlich erst um Elf Uhr wieder auf der Straße. Etwas spät, zugegebenermaßen, denn kamen wir in den vollen Genuss der Mittagshitze. Ganz Deutschland jammert gerade über die Temperaturen. Die Bauern wollen eine Milliarde Euro Ausgleich für Ernteverluste. So schlimm ist es bei uns nicht, eigentlich mögen wir es ganz gerne, wenn es warm ist. Man muss halt etwas langsamer tun.
Wir folgten dem Bodensee-Königssee-Radweg weiter in umgekehrter Richtung, wir kamen durch Großweil, passierten das Gestüt Schwaiganger, dann Ohlstadt. Im Eschenlohe gab es einen Brunnen, aus dem in einem dünnen Rinnsal Trinkwasser floss. Unter den Bäumen daneben machten einige Radler Rast. Wir füllten nur unsere Flaschen auf und fuhren weiter, nun aus dem Tal der Loisach hinaus und ansteigend Bad Kohlgrub zu. In der Sommerhitze machte das Bergaufradeln durstig und so holten wir bei einem Edeka zwei große Flaschen Wasser und füllten sie gleich um in unsere Trink- und Vorratsflaschen. Im Laden hing in etwas altmodischer Schrift der Hinweis, dass zwischen 7 und 17 Uhr Schule sei und dass an Kinder und Jugendlliche, egal ob 14, 16, 18 oder 21 Jahre alt, kein Alkohol verkauft würde. Gezeichnet: Eure Schule und der Inhaber.
Hinter Altenau passierten wir das Haus, wo wir im vergangenen Jahr einmal von einer ziemlich betrunkenen älteren Frau beherbergt worden waren, kamen dann nach Unternogg mit seinem schönen Biergarten, wo wir eine Weile Halt machten. Weiter drinnen im Garten saß eine große Gruppe älterer Soldaten in Arbeitsmontur beim Essen. Auch eine Soldatin mit langem blondem Zopf war dabei. Hier soll schon König Ludwig eingekehrt sein und die Straße, auf der wir gekommen waren und anschließend weiter fuhren, hieß „Königsstraße“. Sie wurde nun ziemlich holprig und ansteigend, so dass es nur langsam und mit Pausen voranging. Allerdings verlief dieses Teilstück meistens im Wald, so dass wir Schatten und etwas Kühlung hatten.
Bei Unterreith erreichten wir die Bundesstraße und kamen, nun abwärts fahrend, bald nach Trauchgau, unserem Tagesziel. Der Wirt der Unterkunft, die wir über Booking.com gebucht hatten, hatte uns schon vor Tagen per Mail zu fragen begonnen, wann wir denn ankämen. Heute hatte er auch noch angerufen und von Unternogg aus hatte ich mit ihm telefoniert. Er sei bei der Arbeit und es sei nur seine Frau da, hatte er mir in gebrochenem Deutsch erklärt. Als wir an der angegebenen Adresse läuteten, öffnete uns eine stark erkältete deutsche Frau, die nichts von einer Unterkunft in diesem Haus wusste. Der Gastgeber war nun auch telefonisch nicht mehr zu erreichen und ich wandte mich an die Hotline von Booking. Nach einer Wartezeit, in der man versuchte, den Wirt doch noch zu kontaktieren, erhielten wir schließlich ein bedeutend teureres Zimmer im Hotel Bannwaldsee, sechs Kilometer weiter in Buching.
Das alles hatte seine Zeit gedauert und so ließen wir uns zunächst im freundlichen Gasthof zum Herz in Trauchgau zum Abendessen nieder, speisten beim Sonnenuntergang auf der Terrasse und fuhren dann, schon bei beginnender Dunkelheit, das letzte Stück. Das Hotel war recht groß, mit Reisebussen und vielen Autos davor. Unser Zimmer, die „Junior-Suite“, sehr geräumig am Ende eines langen Ganges, wohin das WLAN leider nicht reichte. Wir mühten uns noch eine Weile mit der Unterkunftssuche für die nächste Etappe und gingen dann, nicht weit vor Mitternacht, ohne unmittelbaren Erfolg, aber mit ein paar aussichtsreichen Telefonnummern auf einem Zettel, zu Bett.