Eigentlich hätten wir ja noch eine Nacht in der – zugegebener Maßen etwas komfortarmen – Jugendherberge in Speyer bleiben wollen, aber wir konnten unsere Buchung nicht verlängern. Also hatten wir beschlossen, ein Stück weiter zu ziehen, uns aber vorher die alte Kaiserstadt noch etwas genauer anzusehen. Wir frühstückten also, packten unsere Sachen, zogen pflichtgemäß die Betten ab, warfen das Bündel aus Bettwäsche und Handtüchern kühn, aber treffgenau, aus dem zweiten Stock durch das Treppenauge in eine der im Parterre bereitstehenden Gitterboxen und durften unsere Fahrradtaschen netter Weise in der Rezeption einstellen, um mit nur leichtem Gepäck die Stadt zu erkunden. Im Dom war Pontifikalamt zu Mariä Himmelfahrt, also fuhren wir erst zum Altpörtel, einem Torturm der früheren Stadtmauer, zahlten Eintritt und stiegen die zahlreichen Stufen hinauf, um uns einen Überblick zu verschaffen.
So sahen wir den Dom und die anderen Kirchtürme der Stadt, aber auch in der Ferne das AKW Philippsburg mit seiner Dampfwolke.
Dann besuchten wir die protestantische Gedächtniskirche, die zur Erinnerung an die Selbstbehauptung der Lutheraner in der Reformation errichtet wurde.
Anschließend sahen wir im jüdischen Museum die Reste der frühesten Synagoge und des rituellen Bades, für das ein tiefer Schacht bis zum Grundwasser gegraben worden war, in dem wir bis zum Wasserbecken hinabsteigen konnten. Die rituelle Reinigung der alten Jüdinnen und Juden dürfte eine recht kühle Angelegenheit gewesen sein.
Schließlich war auch der Dom zugänglich und wir konnten ihn besichtigen.
In einer Kapelle waren Heiligenreliquien ausgestellt, darunter zwei Köpfe in geschlossenen goldenen Gefäßen, ein Oberarm- und ein Oberschenkelknochen, mit Bändern und bunten Glasperlen umflochten, und ein paar kleinere Stücke. Diese Art, Totenskelette zu zerstückeln und auf verschiedene Orte zu verteilen, mutet immer wieder seltsam an.
Das Bischofshaus gegenüber dem Dom war zum Fest dekoriert.
Wir holten unsere Sachen aus der Herberge, kauften ein und setzten uns in den Dompark, um Brotzeit zu machen. Schließlich machten wir uns auf den Weg aus der Stadt.
Unser Weg war etwas umständlich, weil wir eine bestimmte Route erreichen wollten, aber die Datei schien einen Defekt zu haben, denn wir wurden viel zu weit nördlich geführt und die Route selbst führte viel durch Siedlungen und Gewerbegebiete und lange Zeit hörten wir den Lärm der großen Straßen, die hier das Rheintal durchziehen. Je weiter südlich wir kamen, umso ruhiger wurde es aber. Eine Weile beobachteten wir an einem großen See Wasserschifahrer, die von einem umlaufenden Seil gezogen wurden. Kurz vor unserem Ziel gab es nochmal Hinweise auf einen Badesee, aber wir fanden nur ein Kieswerk und ein verschlossenes großes Tor.
Schließlich kamen wir nach Kandel, bekamen unsere Ferienwohnung, ein Appartement mit einem wirklich winzigen Bad, in dem ich mir bei geschlossener Tür kaum die Haare bürsten konnte, und einer nicht viel größeren Küche. Wir richteten uns ein, duschten und fuhren dann auf Essenssuche, was gar nicht so einfach war, denn alle Lokale im Ortsinneren hatten geschlossen. Außerhalb fanden wir dann noch ein Lokal, in dem gerade eine Musikveranstaltung lief und schließlich eine Art Vereinsheim mit Bewirtung, wo Friederike schmackhafte Tapas bekam und ich ein etwas kleines Hühnerteil, dazu für beide Pommes. Das war das Abendessen und das Ende dieses Tages.