7. August 2015
Mezzocorona – Rivalta
(87 km)

Der gestrige Tag war heiß gewesen und in der Nacht kühlte es nicht wesentlich ab. Um dem Straßenlärm zu entgehen, probierten wir es mit der Klimaanlage, aber die erwies sich als nicht besonders leistungsfähig. So folgten dem heißen Tag eine heiße Nacht – und wiederum ein heißer Tag.

image

Wir starteten etwas eher als sonst, verließen den Ort und folgten weiter dem Radweg, der heute über weite Strecken auf Flussdämmen verlief.

image

In Trento versorgten wir uns mit Semmeln, Käse, Tomaten und einer großen Tüte Weintrauben. Dann setzten wir uns an der Piazza del Duomo vor ein Café und sahen der Feuerwehr zu, die mit einem riesigen Kran verkohlte Balkenstücke aus der Glockenstube der Torre Civica barg. Dort hatte es, wie wir Internet-Berichten entnahmen, vor drei Tagen ordentlich gebrannt, vermutlich durch einen Kurzschluss.

image

Bald nach Trento kamen wir an einem kleinen Flughafen vorbei, von dem aus ein Kleinflugzeug die Segelflieger aufzog, die wir schon länger beobachtet hatten. Weiter ging es auf Dämmen durch das mal eng werdende, dann wieder sich weitende Tal. Zeitweise kam kräftiger heißer Gegenwind auf, der uns keine Kühlung verschaffte. Nur wenn beidseitig der Strecke Bäume und Sträucher standen, war es angenehm kühler. Dafür fanden wir auch heute immer wieder Wasserstellen, wenn auch nicht so häufig wie am Vortag.

image

In Rovereto machten wir nochmal Kaffeepause, dann ging es mit einigen hitzebedingten Halten weiter, mal auf den Dämmen der Etsch, mal durch ausgedehnte Weingärten, mal links das eine, rechts das andere. Immer wieder freuten wir uns über den Geruch den Feigenbäume in der Hitze verströmen und den wir intensiv mit Reisen in südlichen Ländern verbinden. Leider bildeten etliche Kläranlagen, die wir passierten, dazu einen eher unwillkommenen olfaktorischen Kontrast.

image

Unsere Wasservorräte waren mehrere Male geleert und wieder aufgefüllt, Tomaten und Trauben aufgegessen, als wir schließlich in Rivalta ankamen. Im Hotel Olivo verursachten wir eine kleine Welle der Aufregung unter einigen alten Frauen. Sie liefen und riefen, bis es ihnen mit Hilfe eines dicken Mannes gelang, die Gittertür des Eingangs aufzuschließen, hinter der sie hervorlugten. Schließlich kam auch noch eine Jüngere, die unsere Papiere verlangte, gleich wieder verschwand, um kühles Wasser für uns zu holen, dann den Schlüssel aushändigte, uns in die Garage geleitete, damit wir unsere Räder einstellen konnten und schließlich auch noch für Strom in unserem Zimmer sorgte, das wir mit südländisch heruntergelassenem Rolladen und finster vorgefunden hatten.

image

Mit kühlem Duschen versuchten wir, die Schweissströme zu beenden, die an uns herunterflossen. Schließlich gingen wir zum Abendessen, wo es (leider etwas trockene) Tagliatelle mit schwarzen Trüffeln gab, und neben anderen Gästen eine Geburtstagsgesellschaft überwiegend betagter Herrschaften, die uns ein Wenig wie ein skandinavischer Dogma-Film erschien. Zeitweise glaubten wir, die unterschwelligen Spannungen mit Händen zu greifen. Wir blieben sitzen, bestellten noch etwas Rotwein und genossen den kühler werdenden Abend.

image