3. Juni
Regensburg – Mainburg (75 km)

Das Brook Lane Hostel in der namensgebenden Oberen Bachgasse in Regensburg ist eine einfache aber durchaus originelle Bleibe. Die Wohnungen eines ehemaligen Altstadt-Mietshauses wurden so umgewandelt, dass die Zimmer einzeln vermietet werden, bei jeweils gemeinsamer Nutzung von Küche und Bad der ehemaligen Wohnung. Es gibt auch ein Appartement für Zwei, aber das war bereits belegt, so dass wir ein einfaches Zimmer in einer solchen „WG“ bekamen. Von unseren „Mitbewohnern“ sahen wir nichts, nur spätabends wummerte einmal jemand gegen die Tür und begehrte Einlass. Er hatte sich wohl, nicht mehr ganz nüchtern, in der Tür geirrt. Als wir morgens aufstanden, waren wir allein und hatten Bad und Küche für uns. Teebeutel, Zucker und Gerätschaften waren vorhanden, Hörnchen und dergleichen gab es in einer nahen Bäckerei. Gefunden hatten wir das Brook Lane via Internet, als wir von unterwegs aus suchten, um am Ende des Regentages eine trockene Bleibe zu haben. Der Empfang war freundlich und unkompliziert, die Lage zentral, der Preis günstig und so ließ sich der kleine Komfortverzicht für eine Nacht gut verschmerzen.

Nach dem Regenwetter der letzten Tage war dies der erste wunderschöne Sonnentag der Reise. Wir kauften noch eine Landkarte für den weiteren Reiseverlauf und setzen uns auf den Kohlenmarkt zum Morgenkaffe. Touristengruppen zogen durch die Stadt. Wir wollten Regensburg entlang der Donau verlassen, aber als wir bei der Steinernen Brücke ans Ufer kamen, war der Weg überflutet und wir mussten eine Ausweichroute suchen.

Morgenkaffee am KohlmarktHochwasser an der Steinernen Brücke

Prüfening, Pentling, Matting, Bad Abbach. Bis Saal, kurz vor Kelheim, versuchten wir dann nur noch einmal, den Donauradweg zu nehmen, nachdem ein alter Mann gesagt hatte, er sei passierbar. Das war leider falsch, wir bekamen nasse Füße und kehrten um. Eine Entenfamilie paddelte dort, wo der Radweg gewesen war. In Saal verließen wir die Donau und folgten dem Radwanderweg Kelheim-Abensberg. Die Landschaft wurde hügelig und abwechslungsreicher als am Fluss. Es ging immer parallel zur B 16 über Oberteuerting weiter, bei Arnhofen über die Bundesstraße und hinein nach Abensberg. Leider ist dieser Weg nicht so gut beschildert wie die bisherigen, so dass wir manchmal anhalten mussten, um uns zu orientieren. In Abensberg gönnten wir uns eine Kaffepause. Dann ging es auf dem Abens-Radweg weiter, der dem namensgebenden Flüsschen meist nicht unmittelbar folgt, sondern in einiger Entfernung über die Hügel führt. So mussten wir hier nur an einer Stelle einen kurzen Umweg nehmen, um dem Hochwasser auszuweichen. Allersdorf, Rappersdorf, etwas verwirrend durch Siegenburg hindurch und nach Train.

Abens-RadwegPause am Abens-Radweg

Zwischen Elsendorf und Ratzenhofen sahen wir die ersten Hopfengärten der Holledau. Teils waren die Leute damit beschäftigt, Gräben zu ziehen, durch die das in den Äckern stehende Wasser abfließen sollte. Nach dem Dauerregen der letzten Tage waren auch höher gelegene Felder zu Sümpfen geworden. In einer Senke stakte eine Storchenfamilie über ein Feld, auf dem das Wasser stand.

So gelangten wir schließlich nach 75 Tageskilometern in Mainburg an. Der Ort machte einen hübschen Eindruck, aber die beiden Hotels am Platz waren belegt. Per Internet fanden wir dann noch ein sehr nettes ruhiges Appartement in einer Seitenstraße. Die freundliche Wirtin wollte noch das Zimmer herrichten und schickte uns derweil zum Abendessen. Das fanden wir in der in Küche und Ambiente bemerkenswert originalgetreuen Pizzeria La Piazza. Es war wirklich wie in irgendeiner Kleinstadt in Italien. Wirt und bedienender Neffe so italienisch, als seien sie eben erst nach Deutschland gekommen. Wir saßen draußen und um den Kreisverkehr dröhnten jede Menge tiefergelegte Sportwagen auf Abendpromenade, auch ein dickes Motorrad mit lauter Schlagermusik kam mehrmals vorbei. Als die Sonne hinter den Häusern verschwand, wurde es bald kühler, so dass wir uns zum Abendtrunk nach drinnen verzogen. Im Gastraum einfach gedeckte Tische, hinten ein weitgehend leerer Raum mit einem riesengroßen Fernseher und ganz am Ende die düster beleuchteten Toiletten. Italien in der Holledau. Ganz wunderbar.