Wir beschlossen, noch eine zweite Nacht in Périgueux zu bleiben. Das Etap-Hotel war zwar etwas unromantisch, aber ordentlich, günstig und praktisch gelegen und wir hatten da gut geschlafen.
Der erste Weg führte uns über einen Wochenmarkt, wo neben dem üblichen Kram wie Handtäschchen, Geldbörsen, Gürteln, Schlüsseletuis, Dessous und Billigschuhen auch Textilien aus Kleidersammlungen verkauft wurden. Shorts für einen Euro, Flecken inbegriffen. Eine Straße weiter entdeckten wir ein Lokal, das unser Lieblingsfrühstück an einem Ort zusammenbrachte: in der „Briocherie du Centre“ kann man vorzügliche Gebäckteilchen und guten Milchkaffee bekommen und dabei am Tischchen unter der Markise sitzend den Leuten zusehen. Würdiger Beginn für einen Ruhetag.
Den weiteren Vormittag verbrachten wir mit einem Rundgang durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Auf der Place de La Clautre gab es einen bunten Lebensmittelmarkt, wo wir uns Obst besorgten. Das helle klare Licht bringt alle Farben zum Leuchten und umso mehr reizten der bunte Markt und die vielen Menschen zum Fotografieren.
Natürlich sind auch hier viele Touristen unterwegs, aber die an sich schon geschäftige Stadt verkraftet das besser, als z.B. Sarlat, wenn ich als Münchner freilich auch das Gefühl des Belagertseins in der eigenen Stadt kenne, und den dringenden Wunsch, endlich wieder einmal nur unter Einheimischen zu sein und nicht dauernd besichtigt und abfotografiert zu werden. Hier nun sind wir die Touristen, stehen dem Alltag im Weg, schauen in alle Gassen und fotografieren Häuser und Leute.
Anschließend besuchten wir die Kathedrale St. Front, die größte Kirche Südwestfrankreichs. Da sollte ein Gottesdienst beginnen und Priester wie Mesner hatten alle Mühe, Messbesucher von geschwätzig herumschlendernden Touristen zu trennen und für sakrale Ruhe zu sorgen. Die Menschen schauen zwar die Kirchen noch an, aber sie verstehen ihre Rituale nicht mehr.
Wir wanderten weiter durch enge Gassen mit netten Läden, über kleine Plätze mit weiteren Marktständen und schwelgten nochmal in süßem Gebäck. Auch in diesem kulinarischen Segment sind die Franzosen Meister und für ein Éclair mit Kaffee- oder Caramelcreme, einen Flan oder einen Chausson aux Pommes bin ich immer zu haben.
Als wir nach einer kleinen Siesta wieder auf die Straße kamen, wurden dort, wo am Mittag noch der Lebensmittelmarkt gewesen war, erneut Stände aufgebaut, für einen sommerlichen Nachtmarkt. Wir tranken Menthe à l’eau und sahen dem Rangieren der Lieferwagen und dem Auspacken zu.
Gegen Abend leerten sich die meisten Gassen und die Menschen sammelten sich in den Restaurants. Wir wanderten einige Zeit umher und betrachteten die Speisekarten. Schließlich kehrten wir im „Cocotte & Cie“ ein und bekamen ein recht gutes Abendessen in netter Atmosphäre. Zum Schluss noch ein Spaziergang über den nächtlichen Markt und dann war Schlafenszeit. Auch ein Stadttag macht müde.