27. März 2016
Agrigento

Heute hatten die Räder Pause. Wir schliefen lang, hinzu kam die Zeitumstellung, so dass wir erst am späten Vormittag auf der Straße waren. Über steile Treppen und schmale Durchgänge stiegen wir hinunter in die Bahnhofsgegend, kauften uns in einer Bäckerei, die am Ostersonntag geöffnet hatte, Semmeln und ein süßes Teilchen, setzten uns damit in einen kleinen Park neben einer Kirche und tranken dann in einer Bar gegenüber Cappuccino. Danach liefen wir weiter abwärts, bis wir schließlich den Eingang zu den archäologischen Stätten gefunden hatten. Leider gab es keine brauchbare Beschilderung.

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Der Eintritt kostete 10 Euro. Wir durchwanderten das weitläufige Gelände, bestaunten die Reste der monumentalen Tempel und beobachteten mit Vergnügen unsere Mittouristen, die auf den Altertümern herumkletterten und sich selbst und einander in allen denkbaren Posen fotografierten. Das Wetter war klar und sonnig, aber nicht zu heiß. Die Kleidung der Menschen zeigte den Übergang von kalter zu warmer Jahreszeit: Während einige noch in Pullover, Wintermäntel, Wollmützen und warme Stiefel gekleidet waren, liefen andere schon beinahe sommerlich herum.

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Als wir uns satt gesehen hatten und die Füße müde waren, wanderten wir zurück in den Ort. Unterwegs sahen wir an der Straße zwei riesengroße alte Gummibäume, die ihre Äste waagerecht weit von sich reckten und, abgesehen von der Blattform, in nichts den eher kümmerlichen Gewächsen glichen, die bei uns manche Wohnungen zieren. Überhaupt sehen wir hier Gewächse, die man bei uns nur als handliche Topfpflanzen kennt, in Größe stattlicher Sträucher und Bäume. Gleich neben den Gummibäumen gab es einen großen Brunnen, an dem man Trinkwaser zapfen konnte. Wasser, so lasen wir, sei hier im Sommer mitunter sehr knapp.

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Wir erkundeten, da er ohnehin am Weg lag, noch den architektonisch sehr schönen Bahnhof, um für die Abfahrt gewappnet zu sein. Die Bahnsteige des Kopfbahnhofes liegen zwei Stockwerke unterhalb des Vorplatzes. Über ein Treppenhaus oder mit dem Lift gelangt man hinunter. In der Bahnhofsbar gönnten wir uns noch einen Cappuccino und eine Süßigkeit, außen Teig, innen eine grüne Bonbonmasse. An der Kasse war auch ein Lotterieverkauf und ein grauhaariger Mann kaufte eine Loskarte nach der anderen und setzte sich dann immer wieder an ein Tischchen, um seine Glückszahlen freizurubbeln.

Auf dem Bahnhofsvorplatz lagerten, in gehörigem Abstand voneinander aufgereiht, etliche große Hunde. Verwilderte oder sonst frei herumlaufende Hunde gab es in der Stadt wie auf dem Land, aber sie waren nie zudringlich, sondern eher scheu und fluchtbereit. Nur wo sie ein Territorium zu verteidigen hatten, bellten sie pflichtgemäß, wurden aber sofort wieder ruhig, wenn man vorüber war.

Im Hotel fanden wir das Zimmer vor, wie wir es verlassen hatten. Niemand hatte aufgeräumt, die Betten gemacht oder frische Handtücher bereitgelegt. Nach einiger Zeit kam der Mann, der uns am Vorabend eingelassen hatte. Er wolle nachsehen, ob alles in Ordnung sei. Dann würde er sich mit seinen 39 Grad Fieber wieder ins Bett legen. Friederike zeigte ihm den losen Griff der Mischbatterie in der Dusche und wir handelten aus, dass wir die Dusche im Nachbarzimmer benutzen dürften. Wir wären die einzigen Gäste im Hotel und sollten nur die Eingangstür gut abgeschlossen halten.

Die Trattoria gleich nebenan hatte geschlossen. Ein paar Straßen weiter fanden wir zum Glück ein offenes Lokal. Jetzt nochmal über die steilen Treppen hinunterzusteigen hätte uns nicht gefallen. Auch in dem geöffneten Lokal herrschte eine Art Notprogramm, denn viele frische Zutaten waren wegen der Feiertage ausgegangen. Es gab also ein längeres Frage- und Antwortspiel, bis wir bestellt hatten, aber was dann aufgetischt wurde, war völlig in Ordnung. Es dauerte alles nur etwas länger und das gab Zeit, die anderen Gäste zu beobachten, was durchaus unterhaltsam war. Nach dem Essen gingen wir auf dem kürzesten Weg ins Hotel. Es hatte draußen ziemlich abgekühlt.

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