Wären wir heute dem Wetterbericht gefolgt, hätten wir einfach im Bett bleiben müssen. Angesagt war Regen, unterbrochen von mehreren Gewittern. Wir nutzten zunächst einmal die Möglichkeit, uns Tee zu machen und bis der getrunken war und wir unsere Sachen gepackt hatten, war der Regen erst einmal vorbei. Die Fahrräder standen noch dort, wo wir sie im Treppenhaus angekettet hatten. Wir packten auf und starteten zu einer kleinen Besichtigungsrunde. Erstes Ziel war die Jakobs-Basilika, die wir nacheinander besuchten. Vor der Kirche gab es einen soliden Tisch mit Bänken, wo wir zwei süße Gebäckstücke frühstücken konnten, die wir unterwegs in einer Bäckerei gekauft hatten. Kaffee fehlte allerdings. Nächste Station war der Heumarkt in der Altstadt und schließlich noch das ziemlich riesige Schloss der Herzöge von Pommern, durch dessen Höfe wir fuhren.
Eigentlich wollten wir dann gerne zur Oder und auf deren polnischer Seite entlang nach Süden fahren, aber der Einstieg in die Radroute war nicht zu finden und so landeten wir zunächst auf ziemlich nervtötenden Ausfallstraßen. Schließlich fanden wir eine Umgehung, aber da gab es unangenehme Steigungen. Bei Moczyly versuchten wir, an die Oder zu kommen, aber auch das gelang uns nicht und als wir es dann einige Kilometer weiter schafften, war der Weg durch den Wald so schwer zu fahren und die Mücken setzten sich bei jedem kurzen Halt zu Dutzenden auf uns, so dass wir die Oder bei nächster Gelegenheit wieder verließen.
Erst nach einer Grenzquerung zur deutschen Seite kamen wir dann wirklich an die Oder und auf dem Oder-Neisse-Radweg zum schönsten Abschnitt dieser Tagesetappe. Gleich am Anfang lockte ein Cafe, dann ging es auf guten Wegen durch die Flusslandschaft. Bei Gatow verließen wir den Weg dann wieder, um schneller voranzukommen. Der starke Wind, der schon den ganzen Tag über unsere Fahrt erschwert hatte, wurde nun stürmisch und der Himmel vor uns begann sich zu verdunkeln. Wir fuhren nun recht energisch voran, passierten Schwedt, wo uns die überraschend vielen großen Wohnblocks und einige Industrie auffielen. Wir hielten an einem Supermarkt, um Wasser zu kaufen. Dann ging es zügig weiter nach Criewen, wo wir in einem letzten Spurt unter Donnergrollen mit den ersten großen Regentropfen des herannahenden Gewitters unsere Unterkunft erreichten. Bis auf einen ganz kurzen Schauer war ansonsten es zum Glück trocken geblieben.
Der zu allerlei Späßen aufgelegte Wirt wies uns ein. Im Saal, den wir auf dem Weg zu unserem Zimmer passieren mussten, wurde für eine Hochzeit am nächsten Tag dekoriert. Im Zimmer duftete es nach den geölten Naturholzmöbeln. Wir machten uns frisch und als wir zurück in die Gaststube gingen, durften wir auch noch unser Urteil darüber abgeben, ob sich das Grün der Stuhlschärpen mit dem anderen Grün der Tischdekoration beisse oder nicht. Wir versuchten, die stark verunsicherte Frau zu beruhigen, die für die Deko zuständig war. Sie brachte im Verlauf unseres Abendessens noch eine ganze Reihe anderer Leute daher, die ihr Werk begutachten sollten. Unser Essen servierte die sehr junge und quirlige Tochter des Hauses (so jedenfalls meine Vermutung). Es schmeckte, vor allem Friederike hatte Freude an ihrem Wels im Bierteig. Ein Highlight war Schorle vom frisch gepressten Apfelsaft. Danach kam Köstritzer Hell, von dem wir uns noch je ein Glas mit aufs Zimmer nahmen. Die Unterkunft für die nächste Station konnten wir leider noch nicht klären.