2. August
Ueckermünde – Stettin
(66 km) 

Das Klappern vom Wegräumen der Biertische auf dem Platz war der Ausklang des vorherigen Abends, das Klappern vom Aufbau eines Wochenmarktes begrüßte uns an diesem Morgen. Wir dösten dessenungeachtet noch eine Weile weiter. Zum Frühstück waren bereits die gleichen Kellnerinnen wieder auf dem Plan, die uns am Vorabend bedient hatten. Eine kurze Nacht für sie. Das Frühstück ohne Tadel. Wir ließen uns Zeit mit der Abreise, denn die Tagesetappe schien nicht besonders lang und komplikationslos.

Der Markt vor dem Haus bot viel Ramsch und Tand, aber es gab einen Obststand und da holten wir Proviant. Gleich in der Straße nebenan war noch eine Bäckerei, ein paar Ecken weiter ein Geldautomat, dann waren wir wieder versorgt und fuhren los.

Nach einem kurzen Stück Straße ging es in den Wald und dort wurde es bald holprig, wir mussten große Pfützen umfahren, manchmal sogar an ihnen vorbeischieben, zum Teil war der Weg sandig und die Räder kamen ins Schwimmen, aber es gab auch Abschnitte, wo wir auf festem Sand flott vorankamen. Bei Hintersee war es uns dann genug, auch wollten wir nicht riskieren, wieder im Nirgendwo an einem nicht vorhandenen Grenzübergang zu enden und so wechselten wir auf die hier nur wenig befahrene Hauptstraße. Da ging es dann zügig dahin. Die Grenze offen und unbewacht. Wir fanden ein Stück weiter auch einen Rastplatz mit Tisch und Bänken und Dach und machten da Pause. Allmählich nahm der Autoverkehr zu, bevor es zu wild wurde, kam ein gut ausgebauter Radweg, aber der führte links an der Straße entlang und der starke und laute und stinkende Verkehr gleich nebenan ging uns auf die Instinkte, so dass wir in Anspannung gerieten und froh waren, das letzte Stück Weg in die Stadt nach kurzem Suchen wieder durch Parks zurücklegen zu können.

So kamen wir dann doch wieder relaxed bei unserer Unterkunft an, wo uns eine etwas rundliche Dame und eine junge, schlanke, schon vor der Tür erwarteten, nachdem ich unsere Ankunft vereinbarungsgemäß eine knappe Stunde im Voraus angekündigt hatte. Von da an wurde es etwas umständlich, denn das Appartement lag in der dritten Etage und die Damen wollten unbedingt einen Teil unseres Gepäcks schleppen. So ging Friederike mit ihnen und einem großen Teil unserer Sachen nach oben, während ich unten mit den Rädern wartete. Die Lady hätte am liebsten auch die noch in den dritten Stock tragen geholfen, aber dann durften wir sie im Parterre ans Treppengeländer ketten und das sollte hoffentlich reichen.

Das Zimmer war zeitgemäß als Appartement ausgestattet, aber winzig und, bis auf die Küchenzeile, schranklos. Hinter einer Tür verbarg sich noch ein kleiner etwas muffiger Raum, der wohl das Frühstadium eines begehbaren Kleiderschranks darstellen sollte. Da gab es immerhin zwei Kleiderstangen und etliche Bügel.

Wir gingen auf die Straße und erkundeten die Gegend. Es waren vom Hotel aus tatsächlich nur zwei Ecken bis zum baulichen Zentrum der Stadt. Das kulinarische Zentrum fanden wir bald auch, in einer Parallelstraße unweit unseres Appartements. Trotz der Grenznähe zu Deutschland und der Attraktivität der Stadt für Tourismus ließen die Restaurants keinerlei Bemühen erkennen, es dem Fremdling leicht zu machen. Vor jedem Lokal standen handgeschriebene Tafeln in polnischer Sprache mit den Haupt-Angeboten, aber es gab keine von außen einsehbaren vollständigen Speisekarten, anhand derer man sich ein Bild hätte machen können, geschweige denn Angaben in Deutsch oder Englisch. So endete unsere Suche in einem Lokal mit italienischer Küche, wo wir wenigstens hoffen konnten, uns einigermaßen auszukennen. Sehr schade eigentlich, denn ich hätte gerne auch die lokale Küche probiert, aber zumal mit Friederike als Vegetarierin mochte ich mich nicht in einem Lokal niederlassen, um dann nach längeren radebrechenden Verhandlungen doch bei einem unpassenden Gericht zu landen. Irgendwie fühlten wir uns nicht richtig willkommen und wer erlebt hat, wie tief ins Land hinein in anderen Grenzregionen die Nachbarsprache wenigstens in einfachster Form bekannt ist, staunt doch sehr über die Schärfe der deutsch-polnischen Sprachgrenze in dieser Gegend. Vielleicht findet sich ja mal jemand, der mir das erklärt. Die jungen Bedienungen in den Lokalen konnten immerhin meistens ein wenig Englisch.

Das italienische Essen war immerhin recht originalgetreu zubereitet. Im Vergleich zu den üppigen Mahlzeiten an den vorangegangenen Tagen war die Portion etwas klein, dafür war das Eis riesig, das wir uns danach noch in einer anderen Straße gönnten. Die Preise waren sehr niedrig. Schließlich ließen wir uns noch einmal zu Bier nieder und dann war es genug und wir gingen schlafen.