In der Nacht war ein kräftiges Gewitter niedergegangen und vor dem Haus war eine große Pfütze, die bei jedem vorbeifahrenden Auto aufspritzte. Das war zwar bei weitem nicht die Niederschlagsmenge gewesen, die der ausgedörrten Natur fehlte, aber die Morgenluft war erfrischt und es war nicht mehr ganz so heiß, wie an den Vortagen. Nach Frühstück, Packen und Abschied waren wir wieder auf der Straße. Zunächst ging es durch Wohnstraßen und Gewerbegebiet und dann den Rhein entlang nordwärts, meist in Hörweite der Autobahn, mal links, mal rechts von ihr, aber doch zunehmend in frischer und oft auch grüner Natur.
Meist fuhren wir auf glatten Sandwegen, es ging eben dahin, kaum spürbar abwärts, und wir kamen gut voran. Unsere Räder und Taschen bedeckten sich langsam mit einer feinen hellen Staubschicht.
Der Rhein bildet hier die Grenze zu Frankreich. Er ist breit, ziemlich gerade und gut befestigt. Über weite Strecken fuhren wir auf dem Deich oder unmittelbar dahinter.
Rechts vom Weg gab es einige Altwässer, aber auch erst jüngst geschaffene Rückhaltebecken für Hochwasser. Einige davon waren erst im Bau und die Baustellen nötigten uns gelegentlich zu größeren und kleineren Umwegen. Der Tag wurde wieder zunehmend heiß und die Strecke war zwar ohne Steigungen, aber wir hielten ein recht hohes Tempo und hatten eine etwas längere Etappe geplant, so dass sie mit der Zeit doch Kraft kostete. Nach den Pausentagen ist aber unser Trainingsgewinn aus der ersten Woche deutlich zu spüren.
Bei der Schleuse von Breisach machten wir Halt an einem Lokal, dessen Kellnerin um diese Nachmittagszeit nicht besonders scharf auf Gäste zu sein schien. Die Sonnenschirme an der Straße waren zu, als sollte niemand angelockt werden, der Ton war nicht sehr freundlich. Wir tranken Apfelschorle und fuhren weiter. Kurz vor unserem Ziel konnte Friederike noch ein Bad im Burkheimer Baggersee nehmen, wo auf trockenen hellbraunen Wiesen reges Familienbadeleben herrschte und ein Eisverkäufer, der mit seinem VW-Bus entlang fuhr und bei jedem Halt eine Glocke schwang, für zusätzliche Erfrischung sorgte.
Burkheim, dessen Namen wir zuvor noch nie gehört hatten, erwies sich als überaus hübscher Ort am Kaiserstuhl, umgeben von Weinbergen, und Wein scheint auch für den Ort identitätsstiftend zu sein. Er wächst sogar an einigen Häusern. Unser Gasthaus zur Krone hat den Restaurantbetrieb eingestellt und existiert nur noch als Pension und auf Sparflamme. Uns empfing eine freundliche ältere Dame, die routiniert alles erklärte und uns dann einfach losschickte, um unser Zimmer im ersten Stock selbst auszusuchen. Alle waren hergerichtet, keines belegt. Alle Türen standen offen und wurden von Lustigen sandgefüllten Tierfiguren aus Stoff in dieser Stellung gehalten. Wir wählten ein Zimmer mit Balkon, Blick zum Kaiserstuhl und einem Frosch (Zimmertür) und einem Nilpferd (Bad) als Türhütern.
Wir richteten uns ein, wuschen uns und eine Menge kleiner Wäsche, die wir auf unserem Balkon gut an der mitgebrachten Schnur zum Trocknen aufhängen konnten und gingen dann durch die malerische Straße ein kurzes Stück weiter zum „Adler“, wo wir in einem aus vielerlei Möbeln und Dekorationsobjekten zusammengewürfelten Wirtsgarten sehr gut zu essen bekommen haben.
Auf dem Rückweg liefen wir noch einen Bogen durch die Gassen des Städtchens und freuten uns über hübsche Fachwerkhäuser und reichlichen Blumenschmuck.