Die Nacht war kalt. Wir hatten eine der Balkontüren offen gelassen und waren am Morgen beide fest in die dicken Bettdecken eingewickelt, die uns am Abend noch viel zu heiß gewesen waren. Der neue Tag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel. Im Frühstücksraum herrschte eine gewisse Knappheit an Semmeln und Kaffee musste man tassenweise von einer sprachlich und motorisch sehr schwerfälligen Frau erbitten. Auch die Französin und ihr junger Inder, die am Vortag Probleme mit der Buchung gehabt hatten, saßen da, als schien es mit ihrer Übernachtung doch noch geklappt zu haben. Im Übrigen herrschte vielstimmiges spanisches Kindergeschrei und -gerenne. Der Portier meinte zu den Checkin-Problemen zunächst nur, immerhin seien wir ja doch reingekommen und fand erst nach deutlicherem Vorhalt Worte des Bedauerns.
Unser erster Weg führte nochmal hinunter nach VS-Villingen (exakt so, VS-…, schreiben sich die zahlreichen Ortsteile von Villingen-Schwenningen u.a. auf den Wegweisern) für eine Sightseeing-Runde und einen Gang zur Bank, um Bares nachzufassen. Dann fuhren wir auf dem Schwarzwald-Panorama-Radweg hinaus aus der Stadt und aufs Land.
Die Aufstiege waren zwar in der Summe nicht so hoch, wie an den Vortagen, aber doch erheblich, und durch häufigen Wechsel von Abfahrten und Anstiegen verloren wir auch immer wieder den Rhythmus fürs gleichmäßige Klettern.
Über kurze Strecken hatten wir Stress mit starkem Autoverkehr und ärgerten uns über die Vielen, die den Sonntag damit verbringen, mit Lärm und Gestank durch die Gegend zu fahren. Oft allerdings waren wir auch ganz für uns und immer wieder begegneten uns Radler oder wir sahen sie allein und in kleinen Gruppen auf anderen Wegen durch die Landschaft ziehen.
Die Ausblicke, die sich uns boten, waren auch an diesem Tag immer wieder sehr schön.
Manchmal kamen uns Bauern mit Maschinen und schwer beladenen Wagen entgegen. Es duftete nach Getreideernte und würzigem Heu.
Das Wetter war nicht so heiß, wie in der vergangenen Zeit, als das ganze Land unter der Hitze stöhnte, aber doch warm genug, dass uns die vielen Anstiege gehörig ins Schwitzen brachten, und da die Brunnen fehlten, an denen wir unsere Flaschen in den Vortagen immer wieder hatten füllen können, ging das Wasser langsam zur Neige. Wir fuhren einen Abschneider über Peterzell, in der Hoffnung, dort ein offenes Lokal zu finden, aber diejenigen, die überhaupt noch in Betrieb waren, hatten an diesem Sonntag geschlossen.
In einem Waldstück trafen wir einen älteren Mann, der mit bloßem Oberkörper unterwegs war und uns von den Vorzügen des E-Bike-Fahrens vorschwärmte. Er sitze viel mehr auf dem Rad als früher. Wenn das der Effekt ist, dass die Leute durch die elektrische Unterstützung häufiger aufs Rad steigen, wäre das ja erfreulich. Außerdem schilderte er uns die Schönheit und Leichtigkeit des Murg-Radweges so eindrucksvoll, dass wir den in unsere Reisepläne aufnahmen. Schließlich erreichten wir Loßburg und wurden im Landgasthof Hirsch freundlich empfangen. Das Zimmer mit Balkon und guter Dusche gefiel uns und auch das Restaurant war nicht schlecht, nur der junge Kellner wirkte etwas unbeholfen überfreundlich.